Flavia Hobi
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ (Ludwig Wittgenstein)
Die folgenden Ausführungen stellen eine Zusammenfassung meiner Masterarbeit dar. Identität, so halten es verschiedene AutorInnen fest, charakterisiert sich nicht durch etwas Festes und Starres, sondern durch eine fortlaufende Veränderung aufgrund von andauernder Anpassungs- und Verknüpfungsarbeit. Es wird davon ausgegangen, dass sich Identitäten durch sprachliche Konstruktion herausbilden (vgl. Kresic, 2016). Angesichts verschiedener Aspekte kommt der Sprache eine ungemeine Macht zu, sichtbar an ihrer Fundamentalität und Vielfalt. Da die deutsche Sprache immer mehr vordringt, lässt sich der Schluss ziehen, dass sich das Rätoromanische durch die stetige Regression folglich als minderwertig erweist (vgl. Cathomas, 2005). Das Rätoromanische als Minderheitensprache bringt, nebst Veränderungen auf individueller Ebene, solche auf Ebene der Sprachpolitik.
Im Bereich der Bildung hat sich auch in Bezug auf das Rätoromanische einiges gewandelt, so ist zum Beispiel das Modell der zweisprachigen Schulen zu nennen. Für meine Studie habe ich Lehrpersonen erfasst, die alle in zweisprachigen Schulen (deutsch/rätoromanisch) arbeiten. Mittels ihrer Sprache befindet sich die Lehrperson in einer besonders machtgeprägten Position. Man kann davon ausgehen, dass sich das Sprachbewusstsein in Bezug auf die Identität angesichts der Konfrontation mit dem Deutschen als Mehrheitssprache und dem Rätoromanischen als Minderheitensprache zusätzlich als interessant erweisen könnte. Es wird offensichtlich, dass sich aufgrund von Wechselwirkungen zwischen Individuum, Sprache oder auch Kultur Machtverhältnisse deuten lassen.