Peter Metz

Mehrsprachigkeit – ein langjähriges Bildungsanliegen im Lyceum Alpinum Zuoz

  • Die besondere sprachliche Situation im Engadin beförderte die Idee, eine Mittelschule zu gründen, in der die Mehrsprachigkeit gefördert werden sollte.
  • Das Lyceum Alpinum nahm das, was heute als immersiver Sprachunterricht bezeichnet wird, schon von Anfang an vorweg, indem nach Möglichkeit muttersprachliche Lehrpersonen für den Fremdsprachenunterricht eingesetzt wurden.
  • Die internationale Schülerschaft bestätigt den Erfolg des Fremdsprachenkonzepts.

 

Der folgende Textauszug stammt aus einer bildungshistorischen Forschungsarbeit über voralpine und alpine Mittelschulen in der Schweiz. Die Studie vergleicht 16 von 42 privaten Mittelschulen, die in den Jahren von 1875 bis 1950 gegründet worden sind, und befasst sich im Beispiel des Lyceum Alpinum Zuoz unter anderem mit der schulintern gelebten und didaktisch reflektierten Mehrsprachigkeit. Dabei geht die Studie von externen gesellschaftlichen Voraussetzungen von Mehrsprachigkeit im Engadin aus. Zu den Aspekten des Zuozer Mehrsprachenkonzepts gehören die entsprechende Wahl von Direktion und Lehrpersonen (native speakers), die vielsprachige Herkunft der Schülerinnen und Schüler, einschliesslich von Einheimischen, der gezielte, individuelle Kompetenzaufbau im (Fremdsprachen-)Unterricht sowie Unterricht in Heimatsprache und Heimatgeschichte und die proportionale, konsequent angewandte Immersion.

Wer sich mit der Bildungsgeschichte der Bündner Schulen befasst, stösst auf viele Varianten, Facetten und didaktische Ideen zur gelebten Mehrsprachigkeit und zu deren Erwerb. Die Diskussionen und Varianten sind stets abhängig vom sprachlichen Umfeld der Schule bzw. der einzelnen Schülerinnen und Schüler. Besonders interessant ist der gesellschaftliche Kontext von Mehrsprachigkeit in den Talschaften des Engadins: Zu nennen sind die Idiome Vallader und Puter, die italienischen Dialekte der Nachbartäler Puschlav und Bergell, die ladinische Emigration (Randulins), vorwiegend nach Italien, weiter die Arbeitsimmigration im Bauwesen und Tourismus sowie die Vielsprachigkeit einer internationalen Gästeschar. Die Komplexität der engadinischen Sprachenlage erhöht sich mit der Binnenmigration, mit sprachlichen Mischehen und mit dem Zusammenleben von Kindern und Jugendlichen in Schule und Freizeit. 

 

Quelle des Textauszugs:

Metz, Peter: „Schulen auf besonnter Höhe“. Gründung und Entwicklung von alpinen Mittelschulen in der Schweiz. Chur: Tardis 2019. - 366 Seiten, 25 Tabellen, 79 Abbildungen.

Mehrsprachigkeit Graubünden